Die Art wie hier zwei Große miteinander umgingen — offen, herzlich, klug und nicht kritiklos — demonstriert unübersehbar: Goethe und Schiller vermochten ihr Humanitäts-Ideal nicht nur poetisch darzustellen, sondern auch zu leben.
Am 13. September 1795 begann Schiller seinen Brief an Goethe folgendermaßen: "Nur ein kleines Lebenszeichen. Ich kann mich gar nicht daran gewöhnen, Ihnen acht Tage nichts zu sagen und nichts von Ihnen zu hören." Von zwei so enorm verschiedenen Genies schwerlich zu erwarten: Goethe und Schiller schrieben sich gern, offen und — was gelegentliche Kritik oder Meinungsverschiedenheiten betrifft — erstaunlich unempfindliche Briefe. Sie erwogen schwerwiegende ästhetische Probleme, aber auch private Sorgen. Es ist die Mischung aus Aufrichtigkeit, Phrasenlosigkeit und selbstverständlicher Genialität, die uns Hörer dieser unvergleichlichen Korrespondenz zu Beschenkten macht.
Zwei Menschen äußern sich privat, gehen auf einander ein. Bemühen sich nicht angestrengt um "Niveau" — sondern haben es. Sind Genies, brauchen ihr Talent nicht zu forcieren, können es vielmehr in gegenseitiger Wertschätzung fast heiter ausdrücken. Darum stellt die Korrespondenz, wie Goethe und Schiller sie führen, ein Ausnahme-Ereignis dar.
Im Lauf der Jahre wurden nahezu 1000 kurze oder auch umfangreichere Briefe gewechselt. Am 25. April schrieb Schiller zum letzten Mal an Goethe, der diesen Brief wie eine Reliquie bewahren und nicht in den von ihm später herausgegebenen Briefwechsel aufnehmen wollte. Schiller starb zwei Wochen darauf am 8. Mai 1805. Als Goethe sich später einmal über den Briefwechsel äußerte, schrieb er freimütig: "Meine Briefe kommen an innerem und selbstständigem Wert den Schillerschen nicht bei; er war geneigter zum Reflektieren über Personen und Schriften als ich, und seine höchst freien, brieflichen Äußerungen sind als unbedingter, augenblicklicher Erguss ganz unschätzbar."

Spieldauer: ca. 129 Minuten
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2:08:59
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1994
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